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Stethoskop
Therapie einer Apoplexie
Zur Therapie einer Apoplexie sollte die Auflösung des Blutgerinnsels bzw. das Stoppen der Blutung vorgenommen werden, am besten in einer Stroke Unit.
Apoplexie

Therapie einer Apoplexie

Wenn Patienten eine Apoplexie erleiden, zählt jede Minute. Je zügiger die Therapie der Apoplexie beginnt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass…

  • … der Betroffene die Apoplexie überlebt.
  • … nur wenige Funktionsstörungen des Köpers entstehen und den Patienten dauerhaft belasten.
  • … die Funktionsstörungen sich teilweise oder sogar vollständig wieder zurückbilden.

Eine optimale Versorgung erhalten Patienten mit Apoplexie in einer sogenannten Stroke Unit. Stroke Units sind speziell eingerichtete Schlaganfallstationen. Dort werden die wichtigsten Daten von Herz, Gehirn und Kreislauf kontinuierlich überwacht und ggf. therapeutisch beeinflusst. Die Therapie zur Verbesserung des Zustands des Patienten wirkt in den ersten Stunden nach der Apoplexie, besser noch innerhalb der ersten Stunde, am besten. Wenn die Apoplexie sich als akut lebensbedrohlich erweist, kann auch eine Versorgung auf der Intensivstation notwendig sein.

Im Verlaufe der Therapie müssen die Stoffwechselfunktionen und die Durchblutung stabil bleiben. Überwacht werden hierfür folgende Parameter:

  • Atmung
  • Körpertemperatur
  • Gehirnfunktion
  • Nierenfunktion
  • Herzfrequenz
  • Blutzucker
  • Blutdruck
  • Säure-Basen-Haushalt
  • Gleichgewicht von Wasser und Elektrolyten

Therapie einer Apoplexie auf einer Stroke Unit

Die Stroke Unit ermöglicht eine besonders intensive Betreuung von Patienten mit einer akuten Apoplexie. Dort arbeiten speziell ausgebildete Fachleute, nämlich Ärzte, Pflegepersonal, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Sprachtherapeuten (Logopäden) zusammen.

In der Akutphase ist der Verlauf der Apoplexie meist noch unsicher und kann sich schnell ändern. Dies erfordert eine lückenlose Überwachung des Betroffenen. Das Ziel der Therapie in der Akutphase auf einer Stroke Unit ist die Verbesserung der Symptome bzw. das Vermeiden von deren Verschlimmerung. Dies ist in der Akutphase noch möglich. In diesem Zusammenhang ist eine gute Kooperation mit den anderen Abteilungen des Krankenhauses nötig. Nach drei bis fünf Tagen verlässt der Patient die Stroke Unit.

Wenn eine Gehirnblutung (bei einer hämorrhagischen Apoplexie) eine Operation erforderlich macht, oder ein Gefäßverschluss im Gehirn (bei einer ischämischen Apoplexie) besonders schwerwiegend ist, kann die Verlegung in ein neurologisches Zentrum notwendig sein. Dort können spezielle neurochirurgische Operationen vorgenommen werden.

Die therapeutischen Funktionen einer Stroke Unit

Zu den besonderen Aufträgen einer Stroke Unit gehören:

1. Die ununterbrochene Kontrolle der wichtigsten Körperfunktionen (Herztätigkeit, Blutdruck, Blutzucker, Sauerstoffgehalt des Blutes, Körpertemperatur, Blutfluss zu den Gehirngefäßen). Hierfür stehen spezielle Geräte und Überwachungsmonitore zur Verfügung.

2. Auf einer Stroke Unit kann eine zügige Diagnose der Apoplexie erfolgen. Diese ist erforderlich für die Konzeption der Therapie, z. B. einer Lysetherapie.

3. Ferner kann die Behandlung schnell begonnen werden, vor allem mit speziellen Medikamenten. Auch eine Kontrolle der Nebenwirkungen kann erfolgen.

4. Bereits während des Aufenthaltes auf der Stroke Unit beginnt die Frührehabilitation. Daran beteiligt sind Pflegepersonal, Krankengymnasten (Physiotherapeuten), Logopäden und Ergotherapeuten.

Lysetherapie bei der ischämischen Apoplexie

Um eine ischämische Apoplexie effektiv zu therapieren, sollte der behandelnde Arzt versuchen, die Gefäßverengung bzw. Gefäßverstopfung aufzulösen. Hier greift die sogenannte Lysetherapie. Sie baut die Thrombosen, die das Gefäß verschließen, durch Gabe von Medikamenten ab. Dadurch wird die Durchblutung des Gehirns wieder gewährleistet. Die Lysetherapie muss in den ersten 4,5 Stunden nach der Apoplexie, also nach dem Erscheinen der ersten Beschwerden, durchgeführt werden.

Als Wirkstoff fungiert bei der Lysetherapie in den meisten Fällen rtPA (recombinant tissue plasminogen activator). Dies ist eine chemisch hergestellte Substanz, die den gleichen Effekt wie der Gerinnungshemmer tPA (tissue plasminogen activator) hat. Letzterer wird vom Körper selbst hergestellt, kommt aber nur in kleiner Menge vor. Das rtPA wird in möglichster geringer Entfernung des Blutgerinnsels gegeben oder auch als Infusion. Eine Infusion verteilt sich im ganzen Körper. Wenn das Rückfallrisiko minimiert werden soll, kommen Hemmer für die Blutgerinnung infrage, wie z. B. Heparin.

Therapie einer hämorrhagischen Apoplexie

Wenn eine Einblutung in das Gehirn die Ursache der Apoplexie ist, greifen zwei Ziele:

  • Wenn die Blutung noch nicht von selbst zum Stillstand gekommen ist, sollte man sie zum Stillstand bringen.
  • Auswirkungen der Blutung, wie z. B. Ausfallerscheinungen von Körperfunktionen, sollten möglichst vermieden werden.

Wenn Blut aus den Blutgefäßen in das benachbarte Gehirngewebe fließt, kann ein Blutgerinnsel entstehen, welches das gesunde Gewebe verdrängt. Durch den Druck, der so entsteht, kann noch gesundes Gehirngewebe beschädigt werden. Die Folge kann eine Verschlechterung des Zustands des Patienten sein, unter Umständen mit Todesfolge. Darüber hinaus sind im Blut Substanzen enthalten, die die Zellen beeinträchtigen können. Insbesondere bei großen Einblutungen kann eine Operation erforderlich sein, um das Blut zu entfernen. Es kann dann notwendig sein, den Schädel zu öffnen, mit dem Ziel, das Blut entfernen zu können. Auch gibt man auf diese Weise dem Gewebe des Gehirns die Möglichkeit auszuweichen.

Ein Loch in der Wand eines Blutgefäßes kann man oft verschließen, vor allem bei sogenannten Aneurysmen. Das sind Ausstülpungen in den Gefäßen im Gehirn. Wenn eine Hypertonie (hoher Blutdruck) für die Apoplexie verantwortlich ist, sollte man diesen langsam senken. Wenn dies zu unvorsichtig geschieht, droht eine zu stark verminderte Durchblutung des Gehirns.

Weitere Formen der Therapie

Eine Physiotherapie kann gegen die eingeschränkte Beweglichkeit, eine Logotherapie bei Sprachstörungen angewandt werden. Darüber hinaus gibt es psychosoziale Begleitungsangebote, um das Geschehene zu verarbeiten.

Fedor Singer